Nach Verladen der Hunde und Fahrt zum Startpunkt der Tour geht es nach Mittag dann wirklich los: die Schlitten sind gepackt, die Hunde alle angeschirrt und wir starten als Team mit 8 Schlitten und 50 Hunden. Abends haben wir unser erstes "Winter-Camp" mitten in der Schneewüste.
Winter Camping
Der Tag
Um 06:00 geht es in der Kajakhütte von Sandra und Tore los: nach Alarm von diversen Weckern schälen wir uns aus den Schlafsäcken. Mir war viel zu heiss, ich hätte doch besser die Unterwäsche ausgezogen. Während die ganzen Thermoskannen mit Tee gefüllt werden (jeder hat mind. 2 l Tee oder Wasser dabei), frühstücken wir nebenher eine Kleinigkeit. Es ist irgendwie eine gespannte Ruhe. Ich entscheide endgültig was in der Hütte bleibt und nicht in den Schlitten mitgeht: meine Bergschuhe, Teil meiner Elektronik. Nachdem das Gepäck in meinem wasserdichten Seesack ist, ziehe ich die warmen Klamotten an, das dauert gleich mal 10 min bis man nassgeschwitzt in Hose, Schuhe, Jacke steckt. Dann bringen wir das Gepäck zur Straße runter und sortieren es für die jeweiligen 2-er Teams. Ich werde mit mit Richard aus der Slowakei das Zelt teilen, bei den anderen Paaren ist es sowieso klar. Pünktlich sind wir 07:30 mit dem Gepäck vollständig bereit und warten auf den Transport zum Kennel.
Unser Gepäck: Schlafsack, Isomatte, Foodbox
Gepäck der 3 Teams wartet auf Verladung
Und wir warten auch gespannt auf Tore
Tore holt uns gegen 08:00 mit dem Bus ab, er ist gesundheitlich angeschlagen und ziemlich erkältet. Zusammen fahren wir zum Kennel, wo Sandra und Marina bereits angefangen haben, die Hunde in den Transporter zu laden. Total witzig: Sandra lässt einen Hund von der Leine, der rennt wie wild zum Transporter und lässt sich dann in eine Box setzen. Alle anderen Hunde sind beleidigt und bellen/heulen bis sie auch dran sind. Wir helfen dann die Hunde zu holen und zu verladen. Bis alle 50 Hunde drin sind, dauert das schon seine 30 min. Dann wird das restliche Equipment in den Transporter verladen. Tore fährt mit uns und dem Bus schon voraus, während Sandra noch Maja abholt und mit dem Transporter uns dann nach fährt.
Die Hunde gehen ab
Trond Åge holt einen Hund
Oder sie kommen freiwillig
Und noch 2 durch den Tiefschnee
Nach einem kurzen Stop an einer Tankstelle (letzte Gelegenheit für eine normale Toilette, Cola, Pölser, Süssigkeiten) sind wir 13:00 da, Sandra 10 min später. Es geht los an der E8, zwischen dem Lyngenfjord und Kilpisjärvi, kurz vor der finnischen Grenze.
Jetzt werden alle Schlitten abgeladen, mit dem Equipment beladen, jeder bekommt einen Sack Hundefutter dazu (Trockenfutter, gefrorenes Fleisch, 15-20 kg) und wir parken die Schlitten der Reihe nach auf. Die Teams starten und halten immer in derselben Reihenfolge: Tore, Jochen, Richard, Sanne, Erik, Kamilla, Trond Åge, Maja. Maja wird später hinter Tore fahren, da sie das erste Team bilden.
Alles abgeladen
Schlitten packen
Alle machen sich fertig
Sandra/Tore haben im Vorfeld die Hunde pro Team zusammengestellt. Die werden jetzt aus dem Transporter geholt, das Geschirr angelegt und in den Schlitten eingespannt. Der eine oder andere Hund büchst kurz aus, bis die Hunde alle richtig angeschirrt sind dauert es etwas. Aber irgendwann sind alle fertig.
Hunde sind vor die Schlitten gespannt
Sandra hilft beim Packen kurz bevor es losgeht
Tore fährt los, ich löse den Anker, und die Hunde ziehen mit Wahnsinnskraft los. Sobald sie laufen werden sie auch ruhiger, dann sind sie mit Laufen und Hecheln beschäftigt. Die anderen folgen, es dauert etwas bis sich alles sortiert hat, und wir dann hintereinander ganz ruhig durch eine wunderschöne Landschaft fahren.
Tore hat im Vorfeld angekündigt, dass der erste Tag der "anstrengendste" Tag wird. Motto daher für mich: "Survive the first day". Und in der Tat: vom Startplatz aus hat es ringsherum nur Berge. Irgendwo muss man drüber oder zwischendurch fahren. Es kommen ein paar Anstiege (Uphill) wo man den Hunden durch Anschieben helfen muss. Wird es steiler und langsamer steigt man vom Schlitten ab und rennt mit den Hunden mit. Richtig anstrengend, wenn man eine Zeit hinterher rennt !!! Wenn es noch steiler wird, schaffe ich es nicht mehr zu rennen, sondern laufe nur noch mit den Hunden. Aber auf keinen Fall den Schlitten loslassen, sonst sind die Hunde weg !
Landschaft beim ersten Halt
Zwischenhalt, Tore's Schlitten vor mir
Meine Hunde warten bis es weitergeht
Richards Hunde hinter mir
Das ist eine der Grundregeln: nie den Schlitten oder die Kontrolle über den Schlitten verlieren. Die Hunde sind so schnell weg, man hat keine Chance diese wieder einzuholen.
Trotz meinem Training vor der Tour bin ich nach 1 1/2 Stunden nassgeschwitzt und fertig. Wir haben dann aber die Höhe erreicht und es geht moderater auf und ab. Der Schnee ist super, Neuschnee, keine ausgefahrenen Trails. Das ist für die Hunde anstrengend, die sind aber total motiviert.
Ca. 17:30 macht Tore dann eine Kurve und "parkt" seinen Schlitten am Beginn eines Kreises, Maja direkt danach, dann wir anderen. Das gibt praktisch einen Kreis mit den Schlitten. Die Hunde werden außerhalb des Kreises festgemacht, während die Zelte innerhalb des Kreises aufgebaut werden. So sind die Wege vom Schlitten zu Hund und Zelt möglichst kurz. Was bei Tiefschnee (den wir dort haben) wichtig ist: jeder Schritt ist mühsam, man muss sich die Wege erst zurecht trampeln.
Wir beraten über das Winter Camping
Die Zelte stehen erstmalig
Rundumbild unseres Lagers: Hunde aussen, Schlitten, Zelte innen
Unsere Heizung und Schlafsack
Bis wir die Hunde verstaut, die Zelte aufgebaut und die Hunde gefüttert haben ist es locker 20:00. Dann beginnen wir zu kochen. Da es kein Wasser in der Nähe gibt heißt das: Schnee schmelzen. Ich schmelze das erste Mal in meinem Leben Schnee für den Eigenbedarf: das dauert ewig, und ergibt nur wenig Wasser. Wir kämpfen am Anfang mit dem Primus Kocher, bis Tore uns erklärt, dass es einen ON und OFF Modus gibt je nachdem wie herum die Flasche liegt.
Unser norwegisches Team Kamilla und Trond Åge haben uns den Tipp gegeben, ein Loch im Innenzelt zu graben. In diesem sammelt sich die Kälte nachts, man kann bequem im Innenzelt sitzen und die Füße in das Loch stellen. Beide sind (als Norweger) erfahrene Wintercamper, haben dieselbe Ausrüstung und machen das öfters mit ihren Kindern.
Richard sitzt an dem gegrabenen "Kälte-Loch"
Irgendwann haben wir fertig gekocht, gegessen und noch einen warmen Tee gemacht. Draussen wird es ungemütlicher, der Wind nimmt zu, am Zelt flattert alles, es fängt an zu schneien. Zeit um in den Schlafsack zu kriechen. Mich treibt es leider noch einmal auf die "Outdoor-Toilette", was heisst: Jacke anziehen, Stirnlampe auf, Toilettenpapier und Streichhölzer mitnehmen, und ein Plätzchen suchen. Ein echt "kaltes Örtchen".
Als Heizung haben wir einen normalen Spiritus/Alkohol Brenner (Prinzip "Fonduetopf") bekommen. Aufgefüllt mit Alkohol kann der 20-30 min am Stück heizen. Das funktioniert richtig gut, selbst wenn man (wie wir) im Aussenzelt heizt, wird es im Innenzelt schön warm. Aber wehe der Brenner ist aus, wird es sofort wieder kalt. Als Nachteil bildet sich Kondenswasser im Zelt, der am nächsten Morgen als Schnee im ganzen Zelt herunterrieselt.
Unser Koch und Heizungs-Platz
Die Heizung ist aus, es ist richtig kalt. Deswegen geht es endlich in den Schlafsack. Den muss sich jeder von uns noch zurecht machen, und schauen wieviel man aus dem Schlafsack noch "raushängen" darf. Ich habe den im Lauf der Nacht immer enger gemacht, und nur noch für den Kopf ein kleines Guckloch und Luftloch freigelassen, sonst war die Nase oder der Kopf total kalt. Da bekommt die Bezeichnung "Mumien-Schlafsack" richtig Sinn. Der Schlafsack ist ein 5-Season Schlafsack mit Temperatur bis zu -25 Grad.
Guck- und Luftloch im Schlafsack
An dem Tag haben wir in ca. 3 Stunden 25 km geschafft. Das war bei dem Gelände rauf und runter in Ordnung. Wir haben für den nächsten Tag vereinbart: Aufstehen 07:00, 09:00 fertig mit Packen, 10:00 Aufbruch mit den Hunden. Ja, man braucht wirklich 3 Stunden in der Früh !
Wichtig war noch die Uhrzeit zu beachten: das Camp liegt in Finnland, so dass die SmartPhones sich in das finnische Netz eingebucht habe, und Finnland eine Stunde weiter ist als Norwegen. Wir wollen uns aber nach der Norwegischen/Schwedischen Zeit richten.
Ich habe kurzfristig einen Ausflug zu den Sami gebucht. Anschliessend habe ich eine Schneeschuhtour zum Aussichtsberg von Tromsø, dem Fjellheisen unternommen. Bei den Sami Gestern abend habe ich kurzfristig noch einen Ausflug zu den Sami gebucht. Es gibt mindestens drei Anbieter, die einen zwischen 25 und 50 min zu deren Winterquartieren fahren, in denen sie die Rentiere halten. Das ganze kombinieren sie dann mit traditionellem Essen und Einlagen wie Joiken. Abendveranstaltungen haben eine Chance auf Nordlichter, da habe ich aber Gelegenheiten auf der Hundeschlittentour. Ich habe eine Tour bei Tromsø Artic Reindeer gebucht, die im Norden von Tromsø auf dem Festland ihr Lager haben. Treffpunkt bei allen Anbietern von Touren in Tromsø ist das Radisson Blu Hotel, direkt am Fjord gelegen. Da stehen praktisch immer klein/grosse Busse oder Taxis die Teilnehmer abholen. Ich bin zuerst etwas erschrocken: es war ein grosser Bus, mindestens 30-40 Teilnehmer, davon fast die Hälfte Asiaten...
Heute geht es los zum nächsten Erlebnis hoch im skandinavischen Norden: eine mehrtägige Hundeschlittentour , oder "Dog Sledding Tour". Ich hatte auf meiner Motorrad-Tour zum Nordkap mehrmals Schlittenhunde gesehen (in Karasjok , Sandsjögarden ), u.a. auch bei Sandra und Tore in Tromsø . Sandra ist eine Freundin meiner Tochter, und lebt seit einigen Jahren in Tromsø. Zusammen mit Tore Albrigtsen betreiben sie einen Outdoor Veranstalter Active Tromsø und haben einen Kennel (Hundezwinger) mit mehr als 70 Alaska Huskies. Tore hatte mir letztes Jahr bei Kaffee und Pölser auf dem offenen Feuer von den Wochen-Hundeschlitten-Tour erzählt, die sie ab April veranstalten. Er hat die Touren eher als "Expedition" bezeichnet, da sie die Tour mit Zeltübernachtung veranstalten, und damit alles notwendige auf den Schlitten mitnehmen müssen. Die Tour geht von Tromsø in Nord-Norwegen über Finnland und Schweden bis zum Ziel Kiruna in Schweden. Hundeschlittentour mit Zelt ...
Dieser Blog Post verlinkt alle Blog Einträge, die meine Hundeschlitten Tour (besser: Expedition) im April 2018 mit Active Tromsø (Tore, Sandra, Maja) und dem Team mit Kamilla, Trond Åge, San ne, Erik und Richard beschreiben. Die Tour Die ersten Beiträge habe ich während der Reise geschrieben. Die Tagesetappen wollte ich unterwegs per SmartPhone dokumentieren oder zumindest Bilder hochladen. Ich war aber ehrlich gesagt viel zu müde dazu. Zudem war es abends im eiskalten Zelt nicht so gemütlich, dass man im Schlafsack noch 2 Stunden lang einen Blogpost schreiben möchte. Und Mobilfunk und Internet hatte ich nie im Zelt und war damit kommunikativ abgehängt. Deswegen habe ich einfach Papiernotizen gemacht, und die Blog Posts direkt danach geschrieben. Hier die Übersicht zum besseren Lesen: So., 01.04.2018: Auf nach Norwegen zu den Schlittenhunden Mo., 02.04.2018: Bei den Sami, Schneeschuhwandern über Tromsø Di., 03.04.2018: Auf nach Kvaløya zu den Hunden Mi....
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