Tag 3: Über Trails in Schwedens Hochland, Winter Camping

An meinem Geburtstag sind wir durch Schweden gefahren. Wir haben gute Trails und begegnen das erste Mal wieder anderen Menschen. Am Viske Camp haben wir Futter nachgeladen, und am Kiosk Cola und Süssigkeiten kaufen können.


Der Tag

Morgens habe ich nach Blick auf das SmartPhone gesehen, dass ich ja Geburtstag habe. Ich habe jegliches Gefühl für Zeit und die Tage verloren (ein Zeichen dafür, dass ich wirklich in der Tour angekommen bin). Ich verrate hier nicht WIE alt ich geworden bin, auf jeden Fall bin ich der älteste des ganzen Teams. Mobilfunkmässig war ich nicht zu erreichen, kein Empfang (wie die meiste Zeit). Also feiere ich einen besonders ruhigen Geburtstag heute.

In der Früh sind Richard und ich in Hektik gekommen: wir haben unser Zelt schon abgebaut, wollten in der Hütte Schnee schmelzen und frühstücken (immer noch Porridge). Irgendwie haben wir uns vertan, ich benötige immer viel Wasser/Tee, das hat die ganze Gruppe aufgehalten.



Nachdem endlich auch wir fertig waren, ging es auf guten Trails weiter durch Schweden. Unterwegs haben wir die ersten Ski-Wanderer gesehen, die mit Pulka unterwegs waren. Später hat sich Tore mit einem einzelnen Ski-Wanderer unterhalten, der schon seit einigen Wochen durch Schweden nur mit Ski, Pulka, Zelt unterwegs ist. Das ist richtig heftig ! Ab und zu kommen Schneemobile vorbei, die uns mit Abstand überholen, um die Hunde nicht zu irritieren. Fast alle sehen aus wie wenn sie wegen einer Arbeit unterwegs sind, mit Hänger und Material geladen. Zwischendurch sieht man am Trail auch mal ein Lager mit 5 Benzinkanistern.



Gute Trails durch Schweden




Um die Mittagszeit landen wir am Viske Camp. Das ist eine kleine Ansammlung von Hütten, in der sich im Sommer Leute zum Fischen einmieten. Es liegt nahe der Grenze Norwegen/Schweden an einem grösseren See (der natürlich komplett zugefroren ist). Tore hat im Vorfeld mehr als 150 kg Hundefutter für unsere Tour dort gebunkert. Er verteilt zusammen mit Richard das Futter per Schneemobil an die Schlitten, von dort laden wir es dann ein. Wir konnten auch den gesamten Müll hier abladen.

Und das wichtigste: es gibt Toiletten und ein Kiosk. Ich musste mir einen Cola/Fanta Zuckerschock geben.






Direkt danach hat Tore nochmals Ausflüge in den Tiefschnee gemacht und ist anschliessend wieder auf die Trails zurück. Bei mir hat sich dann die Cola bemerkbar gemacht, so dass ich nochmals die "Outdoor Toilette" auf freier Flur benutzen musste, und das ganze Team geduldig auf mich gewartet hat.
@all Thanks for your patience




Auf der Ebene war es eisig kalt, der Wind hat von der Seite geweht. Die Kleidung ist aber super warm. Wenn man alle Reißverschlüsse hochzieht, Mütze und Kapuze überzieht, ist es darunter angenehm warm. Nur die Nase schaut noch heraus, weswegen wir alle einen Sonnenbrand auf der Nase hatten (trotz täglicher 30-50er Sonnencreme).

Nur die Nase schaut heraus

Richard und die anderen folgen in der Kälte

Wir haben zwischendurch Gepäck zwischen den Schlitten verschoben, da durch das zusätzliche Gewicht des Hundefutters die Hunde und Schlitten unterschiedlich schnell waren. Wobei auch die jungen Hunde (Puppies, 8-9 Monate alt) nachmittags langsamer werden, da sie noch nicht gelernt haben, ihre Energie über den Tag / die Tour aufzuteilen. Woher sollen sie das auch bisher wissen.


Wir haben schon 16:00 das Lager aufgeschlagen. Diesmal direkt an einem See, an dem wir Wasser holen konnten, und nicht immer Schnee schmelzen müssen. Eine echte Erleichterung. Die Kulisse war traumhaft.

Blick vom Wasserloch auf das Camp

Dafür war das Lager mitten im Tiefschnee. Alles war doppelt anstrengend: die Hunde an die Stakeouts bringen, den Untergrund für das Zelt platt trampeln (am Ende war das "Bett" trotzdem extrem holprig, keine bequeme Unterlage). Selbst Wasser holen war ein 15 min Spaziergang.

Auf dem Weg zum Wasserloch

Richard schöpft 4 l Wasser


Sonst wieder Routine: Hunde abschirren, Zelt aufbauen, Hunde füttern, kochen/essen, heizen. Und an meinem Geburtstag lag ich vor 20:00 schon müde und zufrieden im warmen Schlafsack.

Zeltaufbau im Tiefschnee


Apropos Schlafsack: wir haben inzwischen gelernt, dass alles im Zelt am nächsten Morgen richtig kalt wenn nicht sogar gefroren ist. Deswegen habe ich alles was warm sein sollte (SmartPhone, zus. Ladeakku, Mütze, Handschuhe) immer in den Schlafsack mit reingenommen. Ich hatte auch immer 2 Lagen im Schlafsack an: Merino Woll-Unterwäsche (260er), und noch eine Lage drüber (Hose, Vlies-Pullover). Kamilla braucht auch ganz dringend ihre Wasserflasche nachts mit heissem Wasser gefüllt als Wärmflasche im Schlafsack !

Winter Camping

Heute bauen wir das Zelt bereits zum dritten Mal auf. Wir stellen selber fest, dass der Aufbau schneller und besser geht.

Wie sieht denn das Winter Camping aus (falls es jemanden interessiert):
  • Zuerst suchen wir (nahe zum Schlitten) einen Platz für das Zelt aus. Möglichst gerade, gross genug
  • Dann trampeln wir den Zeltplatz einigermassen flach. Je gleichmässiger desto besser schläft es sich. Das ist leider bei Tiefschnee echt schwer, da man immer wieder in tiefe Löcher tritt.
  • Dann legen wir das Zelt aus, den Eingang weg vom Wind. Damit uns das Zelt bei Wind nicht wegfliegt wird es mit einem "Hering" fixiert.
  • Wir schieben das Gestänge ein. Zuerst die beiden roten Querstangen, dann die gelben Stangen für die beiden Frontseiten. Ist ein bisschen fummelig, meistens muss man dazu Handschuhe ausziehen
  • Dann stellen wir das Zelt auf und spannen es mit den "Heringen" ab. Die Heringe sind 50 cm lange Holzlatten, ca. 15 Stück. Je straffer das Zelt steht, desto weniger Lärm macht es bei Wind ! 
  • Wichtig: nichts im Schnee liegen lassen. Die Stangen/Heringe sind so schnell im Tiefschnee verschwunden, die zu suchen kann dauern. Die Aufbewahrungssäcke sind auch schwarz/bunt damit man sie schnell wieder findet.
  • Dann wird das Zelt "isoliert", indem wir (mit einem Spaten) an allen Kanten Schnee aufschütten, damit es unter der Zeltplane nicht reinziehen kann. Das hilft wirklich extrem dass die Wärme im Zelt bleibt
  • Anschliessend gräbt einer das Kälteloch (Spaten). Optimal ist es, wenn einer im Innenzelt sitzen kann (z.B. zum Schuhe an- und ausziehen). Und der zweite nebenan den Kocher/die Heizung aus dem Innenzelt bedienen kann
  • Dann kommen beide Isomatten rein. Idealerweise legt man sich jetzt drauf, um den Schnee im Untergrund an den Körper anzupassen. Solange der nicht gefroren ist geht das noch ganz gut. Allerdings haben wir noch alle Klamotten an, auch Schuhe, so dass wir nicht mit dem ganzen Schnee so einfach in das Innenzelt kriechen wollen. So richtig gut hat das nicht geklappt.
  • Dann kommt die zweite Isomatte drauf: Therm-a-Rest zum Aufblasen
  • Schlafsäcke rein, auspacken, auslegen damit die trocknen können
  • Erst dann kommt das restliche Gepäck rein, dann hat das Zelt schon eine Grundordnung
  • Foodbox, Kocher, Heizung kommt ins Aussenzelt, auf einer geraden Brettunterlage
  • Dann wird zuerst mal die Heizung angeworfen, und der Kocher für das Essen vorbereitet
Am besten geht es wenn einer im Zelt bleibt und der andere das Gepäck bringt.
Wenn wir anfangen zu kochen, ziehen wir Jacke, Schuhe, Hose aus. Das kommt am besten auch noch ins Innenzelt (ja, jetzt wird es eng), am besten ohne den Schnee der an Hose/Schuhe hängt.

Wir hatten die Schuhe deswegen immer im Außenzelt stehen lassen, dann sind sie am Morgen aber echt kalt, und sehr schwer anzuziehen (ich brauche bis zu 10 min dafür). 


Schuhe/Hose sind im Außenzelt, Wasser wird erhitzt

Aufgeräumtes gemütliches Zelt

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