Tag 04: Die Highlights von Norwegen an einem Tag

Ich hatte nicht gedacht, dass es von den bisherigen Erlebnissen noch Steigerungen gibt, aber der Tag heute war noch "geiler".

Tagestour



Ich bin nach ausgiebiger Dusche und Packen um 08:45 am Campingplatz losgekommen. Vorher habe ich mich noch mit einem holländischen Pärchen in der Nachbar-Hytten unterhalten. Diese sind auf 2 KTM 1190 Adventure (sie Selbstfahrer) den Weg vom Geirangerford gekommen und fahren nach Odda weiter. Und sie meinten das Wetter soll besser werden.



Ich bin dann auch ohne Regen Richtung Flam gefahren. Flam liegt am Aurlandsfjord, und verbindet per Bahn Bergen mit den Sognefjord. Mit viel Aufwand wurde die Flam Bahn 1924-1940 gebaut, seit 20 Jahren vorwiegend touristisch genutzt.

Der Weg nach Flam über Aurlandsvangen war mal wieder gigantisch, das ist noch Teil der Hardangervidda. Seen auf denen noch Eis liegt, Schnee und Berge auf beiden Seiten der Strasse. Von den 100 km Strecke waren gefühlt 30 km davon nur in Tunnels. Und die sind dunkel, praktisch nicht beleuchtet, kalt, Schlaglöcher, Gegenverkehr und haben dauernd Kurven in den Tunnels wo man höllisch aufpassen muss. Der Pass runter an den Fjord war total im Nebel, man konnte grade mal die nächste Kurve sehen. Und die Serpentinen wurden einfach in den Tunnels fortgesetzt.


Nach Tanken, einem Kaffee und norwegischen Süssigkeiten in Flam bin ich dann Richtung Laerdal gefahren. Man kann entweder den Laerdalstunnel nehmen: der ist mit 24,5 km der längste Strassentunnel der Welt. Als Motorradfahrer nimmt man aber lieber die Passstrasse, die hier der Aurlandsfjellet heisst. Hier hat es tatsächlich Touristen die diese Strasse auch fahren. Vom Stegastein auf dem dem Weg zum Fjell hat noch einen gigantischen Ausblick zum Aurlandsfjord. Es geht dann 47 km durch das Fjell, links und rechts 3-6 m hohe Schneewände. Die Norweger nennen den Aurlandsfjellet auch "Schneeweg". Das war wieder ein Landschaftserlebnis der besonderen Art. Und wunderschön bei trockener Strasse mit vielen Kurven zu fahren. Am Ende geht es dann wieder durch grüne Natur bis zum Fjord auf Meereshöhe ab.

Aurolandsfjord im Nebel


Aurlandsfjellet - Schneeweg

Von Loerdal geht es dann am Fjord entlang nach Övre Ärdal, 7 Tunnels auf 30 km Strasse. Hier hat es auch erstaunlich viele Motorradfahrer, viele aus Norwegen, aber auch Schweden. Deutsche sieht man zwar auch sind aber diesmal in der Minderheit. 
Um nach Geiranger und den gleichnamigen Fjord zu kommen liegt der Jostedalsbreen Gletscher im Weg. Der Jostedalsbreen ist der grösste Gletscher in Europa. Mein Plan war durch den Jotunheimen Nationalpark zu fahren, das ist paraktisch "rechts" um den Jostedalsbreen herum. Den Gletscher selber habe ich dabei nicht gesehen, da müsste man tief in ein Tal hineinfahren. 

Nach Karte gibt es  ein Strasse (mautpflichtig) von Övre Ärdal in den Jotunheimen Nationalpark. Also dem Navi nach und plötzlich ist man wieder auf einer Passstrasse die einen von Meereshöhe in den Nationalpark hochschraubt. Die Serpentinen habe ich nicht gezählt, die meisten bin ich im 1. Gang gefahren, also eng und steil. Ein super Motorraderlebnis, und kein Verkehr. Und kein Verkehr heisst: auf dem ganzen Pass keine 3 Fahrzeuge. Nur ein paar Motorräder sind entgegengekommen.

Dann geht die Strasse 53 wieder in das Fjell über, es liegt wieder Schnee. Am Ende führt sie auf die 55, die man links zum Jostedalsbreen fahren kann, oder rechts in den Jotunheimen Nationalpark hineinführt. Und das ist das nächste Traumerlebnis, wohl auch für viele Norweger, da man viele Wanderer, Camper, Skifahrer gesehen hat, die Touren durch den Park machen.

Kurz nach der Mautstation kleiner Schock: Urplötzlich geht das Motorrad aus. Keine Ahnung was los ist, gefühlt bin ich aber bei einem Problem weit weg von der Zivilisation (stimmt nicht, da kommt schon alle 10-15 min ein Fahrzeug vorbei). Was war: beim "rumfummeln" am Handschuh damit es nicht reinzieht bin ich an den Notaus gekommen. War gleich geklärt, dann ging es nochmals fast 2 Stunden durch den Nationalpark. Ich kann es nicht wirklich beschreiben, Natur pur, hohe Berge im Hintergrund, überall hoher Schnee, teil-gefrorene Seen, Wasserfälle, kleiner reissende Flüsse, alles was die Natur hergibt.





Am Ende das Tals hatte ich gedacht einfach nach Geirangerfjord weiterzufahren, waren "nur" noch 80 km. Am Anfang gemütlich in ein Tal rein, ein Pölser essen. Doch 30 km vor Geiranger kommt schon der nächste Pass: das muss der Breiddalen gewesen sein. Plötzlich richtige Felsberge direkt vor einem, ich habe alle 2 km anhalten müssen um wieder vom Motorrad aus zu fotographieren (heisst: anhalten, sitzenbleiben, Handschuh aus, Handy rausholen, rundum fotographieren, Handschuh wieder an, über Jacke drüber dass es nicht zieht, weiterfahren).





Die Strasse geht dann als 63 direkt zum Geirangerfjord weiter. Und es wird immer extremer wie die Strasse zwischen den Schneewänden verläuft. Kurz bevor der Pass nach Geirangerfjord runter geht, gibt es noch eine Stichstrasse (5 km) zu einem Aussichtsgipfel Dalsnibba. Die Maut von 130 NOK (ca. 14 EUR) lohnt sich aber wirklich. Super Passstrasse, enge Serpentinen, auch mal Gegenverkehr mit einem Bus, und dann auf dem Plateau oben ein Traumblick in den Geirangerfjord.
(es war ein Bus mit Japanischen Touristen oben auf dem Plateau, ich habe selten so viele Selfiesticks und grinsende Menschen auf einem Haufen gesehen) 




Jetzt war es schon 18:00, mind 8 Stunden auf dem Motorrad gesessen (für vielleicht 380 km), also: Unterkunft suchen. Aber zuerst die Passstrasse von >1000 m wieder hinunter zum Geirangerfjord. Tolle Strasse, hier kann man das Motorradfahren geniessen. Und trotz der Touristen meistens freie Strasse so dass man die Kurven frei fahren kann.
In Geiranger war aber keine Hytten mehr zu bekommen (Wochende ist alles belegt), so dass ich weiter Richtung Eidsdal gefahren bin, das liegt in der Richtung für morgen. Dabei geht es über die Strasse 63 über Trollstiegen wieder aus dem Tal hoch. Nochmals enge und steile Kehren, wieder mit einem Bus der die Kehre fast zumacht.

Ich habe überlegt, wie oft ich denn heute geschaltet habe auf den 420 km praktisch nur Kurvige Strecken. Leider gibt die Bordinfo nur die Gesamtschaltvorgänge aus, und nicht pro Tag. Ich habe mir das jetzt notiert und werde das pro Tag rausrechnen.

Die tiefste Temperatur heute war +3,0 Grad, auf dem Fjell und in den Tunnels 5-6 Grad, aber auch bis zu 17 Grad in Geiranger. Ich hätte mir fast einen Sonnenbrand geholt wenn ich an der Hafenmole sitzen geblieben wäre ;-)

Ein perfekter, grandioser Tag. Fast. Ich habe auch ausserhalb keinen Campingplatz mit Hytten gefunden, und muss deswegen heute nacht in mein leicht feuchtes Zelt kriechen. Den Blog schreibe ich auch nicht gemütlich drinnen, sondern vor der Rezeption draussen mit WiFi Zugang bei gefühlten 7 Grad und den Motorrad-Klamotten an.

Plan für morgen: noch keiner, Grobrichtung Trondheim.

Zusammenfassung des Tages

  • Gefahren: ca. 420 km
  • Reine Fahrtzeit: ca. 9,5 h (viel Sightseeing zwischendrin)
  • Wetter: super Motorradwetter, trockene Strassen
  • Erlebnisse: Aurlandsfjellet, Jotunheimen Nationalpark, Geirangerfjord sind ein Muss

Bilder des Tages











Kommentare

  1. Geile Fotos! Vor allem die Fahrten durch die Schneemauern. Waren in Flåm und Geiranger nicht sehr viele Touristen? Ich war damals immer froh, wenn die abends wieder weg waren.

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    1. Ja, die Fahrten durch die Schneemauern waren echt beeindruckend, werde ich nicht mehr vergessen. Insgesamt hat es noch nicht so viele Touris, Flam war ganz ruhig, auch ein paar Japaner, in Geiranger war dann schon mehr los. Aber noch alles im Rahmen (zumindest jetzt Anfang Juni).

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