Tag 09: Am Nordkap!

Am Ziel Nordkap angekommen!

Nordkap Tour 2017 - Am Ziel angekommen!


Tagestour



Am frühen Morgen habe ich aus meinem Zelt in die Lyngenalpen rausgesehen: ein Traum. Ich sehe glaube ich nicht so gut aus, eher verknautscht. Aber die Stechmücken sind weg, so kann ich in Ruhe ohne Hektik zusammenpacken. Ab 08:00 bin ich dann wieder auf der E6 von Olderdalen Richtung Alta. Und man glaubt es nicht: die ersten Stunden habe ich Temperaturen auf dem Moped von 16 - 22 Grad!



Auf den ersten 30 km kommen dann (natürlich) auch ein paar Hüttten und ein Campingplatz (der nicht in meiner Karte war), d.h. ich hätte vielleicht letzte Nacht doch weiterfahren können. Wer weiss ob da aber noch jemand dagewesen wäre. Egal, weiter gehts die E6 Richtung Alta. Und immer wieder an Fjorden entlang die tief ins Land hineinragen. Hinter jeder Kurve wieder ein neuer Blick auf die Landschaft, ich kann nicht so oft anhalten wie es Motive gäbe.






Nach ca. 200 km komme ich in Alta an und geniesse ein erstes Frühstück im Alta Museum mit Blick auf den Fjord. Alta hat historisches zu bieten: Felszeichnungen, erste Wohnstätten von Menschen in dieser Gegend. Da bleibt aber keine Zeit, sondern es geht dann die E6 weiter Richtung Nordkap.



Hier geht es nochmals hoch auf ein Fjell. Auf 380 m Höhe ist es wieder zapfig kalt bei 4 Grad, ich zippe das Innenfutter wieder in die Jacke, weil ich echt friere. Auf dem Fjell hat es dann auch einige Flüsse an der Strasse die sich zu einem breiten Fluss entwickeln. Sieht genial aus wenn man daran vorbei fährt.




Es kommen immer wieder die Warnschilder vor Elche und Rentiere. Und Rentiere sehe ich an diesem Tag sehr oft, fast den ganzen Tag. Manchmal stehen sie auf der Fahrbahn, dann fahre ich vorsichtig ran. Meistens verschwinden sie dann links oder rechts in die Büsche oder Wälder. Als ich den Motor abstelle komme ich mal näher ran, aber sobald sei einen wahrnehmen, laufen sie gleich weg. Sind in der Tat scheue Tiere. Einige Mal sind ganz junge Rentiere dabei, es scheint Kalbungszeit gewesen zu sein.



An der E6 entlang trennt sich dann bei Olderfjord die E69 ab, die zum Nordkap führt. Direkt an der Kreuzung ist eine Tankstelle, wo glaube ich jeder hält um nochmals nachzutanken. An der Tankstelle kommen vom Nordkap 4 Türken zurück, die mir erzählen, dass sie von Istanbul aus über 26 Länder und mehr als 6000 km ans Nordkap gefahren sind. Und jetzt wieder zurück fahren. Ich glaube je näher man dem Nordkap kommt, desto mehr Verrückte trifft man.



Das gilt auch für andere Reisende: ich bin an mehr als 10 Personen vorbeigefahren, die zu Fuss unterwegs waren, vom/zum Nordkap. Und einige Fahrradfahrer, die mit Gepäck, manche mit Anhänger unterwegs waren. Crazy.

An der Tankstelle habe ich nochmals eingekauft, das erste gesunde Essen: 2 Äpfel. Und woher kommen die? Aus dem Alto Adige, Südtirol. Das muss wohl ein "Zeichen" sein, da ich den 2. Teil meiner Entschleunigung im August in Südtirol mache. Aber dazu dann mehr im August...




Die E69 hoch zum Nordkap zieht sich noch ganz schön, aber man wird durch Schilder mit dem Restkilometern motiviert.






Kurz vor dem Nordkap kommt man am Knivskjellodden vorbei: das ist ein Parkplatz von dem man aus eine 2 1/2 stündige Wanderung zum tatsächlich nördlichsten Punkt Europas, den man zu Fuss erreichen kann, unternehmen kann. Das Nordkap ist der nördlichste Punkt den man mit einem Fahrzeug erreichen kann. Ich hatte ja mal überlegt ob man hier wandern könnte, aber wo ich das sehe ist klar dass das nicht funktioniert: durchgehende Schneelandschaft, hier braucht man Schneeschuhe, und einen Weg habe ich auch nicht gesehen. Irgendein Verrückter hat dort sogar ein Zelt aufgebaut?




Und weiter gehts Richtung Nordkap. Ganz am Ende muss man noch 270 NOK berappen, um das Nordkap Center zu besichtigen. Nicht ganz billig, aber wenn man so weit unterwegs ist, gibts vermutlich keinen der das nicht noch mitmacht.

Und dann ist es geschafft: Am Donnerstag, 08. Juni 2017 komme ich nach 8 Tagen, 6 Stunden 15 min, gefahrenen 4.637 km, ca. 81 Stunden auf dem Motorrad am Nordkapp an. Ein gutes Gefühl.





Ich hatte immer Spass am Motorradfahren, habe nie Stress oder Druck gespürt irgendwo ankommen zu müssen, und habe die Zeit und Erlebnisse mit Mitreisenden, witzigen Begegnungen, neuen Freunden jeden Tag genossen.

Das Wetter am Nordkap ist traumhaft, vielleicht 10 Grad, voller Sonnenschein. Wir machen die obligatorischen Bilder, jeder hilft anderen Bilder zu machen, dass auch wirklich alle drauf sind. Der Blick vom Nordkap bei tief stehender Sonne ist traumhaft: hinter dem Meer liegt dann nur noch der Nordpol, sonst nichts mehr.





Ich treffe einen BMW GS Fahrer aus Köln, Guido. Wir haben uns die letzten 2 Tage immer wieder mal überholt, und jetzt sind wir beide angekommen. Guido hält seine Freunde über Facebook auf dem Laufenden.

Wir hängen jetzt hier etwas herum, kaufen Sticker und Souvenirs, reden mit anderen Bikern. Irgendwann fahren wir die Motorräder direkt vor die Weltkugel um die Mopeds mit auf das Bild zu bekommen. Alles kein Problem, die Norweger sind da ganz entspannt.



Die Touristen sind am Abend gar nicht so schlimm. Nur wenn ein Bus kommt füllt sich alles gleich, der Spuk ist dann aber bald wieder vorbei. Ich hatte mir das schlimmer vorgestellt.



Beim Herumlaufen sehen wir einen bunt beklebten Tesla an der Steckdose. Genau heute nacht startet eine Challenge, bei der 4 Girls in 4 Tagen vom Nordkap an den untersten Zipfel Spaniens mit einem Elektrofahrzeug fahren wollen. Sie versuchen das Optimum zu finden, wie man durch die unterschiedlichsten Landschaften Europas fahren kann, und die Ladestationen ideal nutzen kann. Witzig. Wir unterhalten uns mit der Organisatorin der Veranstaltung und treffen dann 3 der Fahrerinnen zu einem "Fotoshooting" mit unseren Motorrädern (die 4. hat sich die Hand gebrochen).




Kurz danach, ich sitze grade am Blog für Tag 08, zieht das Wetter komplett zu. Und jetzt ist Sicht=0. Man sieht nichtmals mehr die Weltkugel vom Nordkap Center. Und es wird eisig kalt, 3-4 Grad. Die Challenge muss deshalb bei allerschlechtesten Wetter starten, und die Heizung wird sicher nicht eingeschaltet um jede Energie zu sparen ;-)



Auch Guido, ich und noch andere Motorradfahrer müssen durch den Nebel wieder runter in die Unterkunft. So einen Nebel hatte ich auch noch nie, vielleicht 10 m Sichtweite? Wir sind alle dann sehr vorsichtig (max. 30 km/h) die Strasse zurückgefahren, so dass ich dann kurz vor 01 Uhr in der Hütte angekommen bin, und wie tot in den Schlafsack gefallen bin.


Deswegen gibt es den Blog auch erst heute.

Plan für morgen? Blogs schreiben, Relaxen, schauen wo es dann hingeht.

Zusammenfassung des Tages

  • Gefahren: ca. 450 km
  • Reine Fahrtzeit: ca. 9 h
  • Wetter: Traumwetter bis zum Nordkap, dickster Nebel ab 22:00
  • Erlebnisse: Nordkap ankommen, Leute treffen

Bilder des Tages






Der Nachtisch heisst "Nordkap"

Kurz bevor die Challenge um 00:00 startet

Guido vor Abfahrt

Kommentare

  1. Congrats--- Ist ein cooles Gefühl da oben zu stehen ;) Ich hatte ne ähnliche Suppe als Wetter damals...

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    1. Danke. Ja, schon so ein "Geschafft-Gefühl" nach einer langen Reise dort hin.
      Und ja ich glaube da hatten wir richtig Glück mit dem Wetter. Am nächsten Morgen (also heute) war es genauso zugezogen und noch kälter, Anzeige 2 Grad.

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