Tag 12: Mit Rentieren durch Schwedisch-Lappland

Mit Rentieren musste man heute immer rechnen...

Tagestour


Los gings um 09:00 in Karesuando. Die erste Stunde war zapfig kalt, 3-4 Grad. Ab dem Tankstop nach 80 km ist es dann in der Sonne richtig warm geworden. Es war fast den ganzen Rest des Tages richtig warm, höchste Termperatur 23 Grad ! Ich musste schwitzen. Und man muss sich bewusst machen: es war immer noch nördlich des Polarkreis. Dazu aber später mehr.

Von Karesuando ging es über Vittengi nach Galliväre. Die Landschaft in Lappland ist karg, aber viele Seen.




Galliväre ist im schwedischen Teil von Lappland eines der Zentren der Sami, im Frühling ist dort ein großer Samenmarkt. Es gibt 5 Naturparks in weiterer Entfernung zu Galliväre, für die ich aber keine Zeit hatte. Der Ort hat einen sehr schönen historischen Bahnhof, über den früher Erz nach Kiruna und Narvik transportiert wurde. Ich wollte in der "Stadt" mal einen Kaffee trinken, viel Stadt ist da aber nicht, auch nicht viel was am Sonntag um 12:00 offen hatte. So habe ich meinen Kaffee beim Türkischen Kebab Restaurant getrunken. Davor hatte ein Transporter geparkt, mit zwei Ski-Doos auf der Ladefläche. Das sind riesengroße Schneemobile.




An diesem Tag habe ich bis abends häufig Rentiere an der Strasse gesehen. Zum Glück sieht man sie von weitem, da sie gross sind, was weisses im Fell haben, und sich bewegen. Mir kamen sie deutlich grösser vor als am Nordkap, und sie sind in kleinen Herden (bis zu 10) oder auch mal ganz alleine dagestanden. Ich frage mich ob und wie man die alle wieder einsammelt...



Da man einem Rentier mit dem Motorrad am besten NICHT begegnet, habe ich mit der Zeit einen Scanner-Blick über den Strassenrand bekommen. Entgegenkommende Fahrzeuge habe auch schon mal geblinzelt um vor Rentieren zu warnen. Ich hoffe ich habe mit der GoPro 1-2 mal Rentiere auf der Fahrbahn einfangen können und muss das zu Hause prüfen.



Galliväre hat sogar einen kleinen Flughafen. Ich bin ja das erste Mal in Schweden, mir ist an diesem Schild und auch später im Lauf des Tages etwas aufgefallen: seht ihr das auch?
Die Strassenschilder für links/rechts/Kurven sind nicht wie bei uns rot/weiss, sondern blau/gelb. Das nenne ich mal Nationalbewusstsein, Ikea lässt grüssen ;-)


Von Galliväre gehts weiter Richtung Jokkmokk, dabei kommt man durch Porjus durch. In Porjus gibt es ein historisches Wasserkraftwerk aus dem Jahr 1915, was heute Vattenfall gehört. Ab Mitte Juni kann man das Kraftwerk besichtigen, mal wieder geschlossen für mich.


Auf dem Weg nach Jokkmokk habe ich grosse Gehege gesehen. Ich weiss es nicht sicher, einzige Erklärung für mich ist, dass in diesen Gehegen die Rentiere gesammelt und nach Besitzer getrennt werden. Die Rentiere werden durch Ohrmarken eindeutig gekennzeichnet, jeder Rentierzüchter hat seine ganz eigene Kennzeichnung.



In Jokkmokk angekommen werde ich angehalten, da gerade Läufer (Jogger) durch die Stadt rennen. Ich fahre den Läufern hinterher und sehe dass ein Lauf für Jung und Alt stattfindet. Ich laufe etwas herum und wollte eine Wurst/Pölser essen: ich habe aber kein schwedisches Bargeld dabei, und Kreditkarte nehmen sie da vermutlich nicht ;-)
Übrigens: ich wollte ja in Norwegen immer Bargeld holen: ich habe aber keine Bank oder Geldautomaten gefunden, habe aber auch wirklich kein Bargeld benötigt ! Die 10 Kronen Stücke für die Dusche habe ich mit der Kreditkarte bezahlt.




Ich laufe zu dem Jokkmokk Kommunalcenter. Dort steht eine Säule mit einem Auszug aus der UN-Charta der Kinderrechte. Hier haben sie in Jokkmokk den Teil herausgehoben, der die Eigenständigkeit der Sprache auch von Minderheiten herausstellt.



Jokkmokk ist das zweite Zentrum der Sami in Schwedisch-Lappland. Der größte und schon 400 Jahre alte Sami-Markt findet Ende Februar statt und ist eines der wichtigsten Ereignisse in Lappland.

Es gibt noch einen Lappland Krimi, der in Jokkmokk, Galliväre und zu der Zeit des Sami Marks spielt: Klara Nordin, Totenleuchten. Ist ganz nett, eher einfach geschrieben, aber zeigt auch wieder die Sami Kultur dieser Gegend.

Nach Jokkmokk geht es weiter nach Arvidsjaur. Aber schon nach 1 km ausserhalb von Jokkmokk kreuzt man den Polarkreis, in diesem Fall verlasse ich diesen wieder. Ab heute gibt es also wieder Dunkelheit !


Ich treffe am Polarkreis einen mindestens 70 Jahre alten Dänen, der mit einer BMW R 1200 RT nach Kirkenes fährt, plus Begleitung. Er hat gleich deutsch mit mir geredet und von seinen anderen Touren rund um die Ostsee erzählt. Wie immer kommt man gleich ins Gespräch mit anderen Bikern.

Jetzt sind es fast 150 km bis Arvidsjaur, nächste Abzweigung nach 90 km.
Mein Navi hat mich mal wieder überrascht: der Weg nach Jokkmokk auf der E45 (die Hauptstrasse) wird als "Unbefestigte Strasse" angezeigt. Da stimmen wohl die Daten nicht ;-)
Die E45 wird übrigens auch als "Inlandsvägen" bezeichnet und durchquert Schweden von Süden bis nach Lappland/Finnland.




Ca. 40 km vor Arvidsjaur ist die Sehenswürdigkeit Storforsen ausgeschrieben. Das haben mir die Biker vom Campingplatz in Karesuando als MUSS empfohlen. Ich folge dem Weg 25 km in einen Naturpark. Dort kann man diese Stromschnellen direkt von einem "Naturstig" beobachten. Die Schweden nutzen das um zum Teil in kleinen Abzweigen zu baden, oder besser noch als Großfamilie dort zu grillen.



Das ganze auch als Video um die Kraft des Wassers zu demonstrieren.



Dann geht es weiter nach Arvidsjaur. Ich denke nicht weiter nach, Arvidsjaur ist noch als Ziel im Navi einprogrammiert, und folge dumm dem Navi. Nach ein paar Kilometern wird die Strasse als "Unbefestigte Strasse" angekündigt, und diesmal stimmts tatsächlich. Die Strasse besteht aus immer mehr Schotter, so dass ich dann ungeplant doch noch zu einer kleinen Offroad-Einlage komme. So richtig Offroad ist es nicht, aber immerhin mal mehr Schotter als Teer.




Irgendwann geht es dann wieder zurück Richtung Hauptstrasse E45. Ich habe gerade an der Tourenkarte gesehen, dass das Navi einfach den schnellsten Weg genommen hat, und der war eben eine "unbefestigte" Strasse. Wenn ich auch never ever die erlaubten 70 km/h gefahren bin, sondern deutlich langsamer.

In Arvidsjaur angekommen muss ich zuerst mal tanken. Arvidsjaur ist übrigens einer der Orte, wo die Automobilindustrie ihre Wintertests durchführt, von daher wird der Flughafen von diesem Firmen rege genutzt.

Dann schaue ich noch nach der Adresse von Tamara Schlemmer. In einem DAV Magazin der letzten Monate war ein Artikel über sie: Extremsportlerin, Extrem-Kletterin, die seit einigen Jahren in Arvidsjaur lebt, und dort Hundeschlitten-Touren veranstaltet. Sie hat keine genaue Adresse angegeben wo sie und ihr Cafe genau ist: irgendwo auf dem Weg von Arvidsjaur nach Slagnäs. Genau da führt die E45 entlang wo ich Richtung Östersund weiter fahre und nach einem Campingplatz suchen. Aber diesmal gibt es keine Husky-Farm zu besichtigen: ihr Cafe ist an der Strasse nicht ausgeschildert.

Und immer wieder: Rentiere auf der Strecke...

Also fahre ich weiter, lasse Ort und Campingplätze links liegen, bis es ab 19:30 anfängt zu nieseln. Ich ziehe noch Regenschuhe an und steuere dann den nächsten Campingplatz an. Und lande auf dem Sandsjögarden Campingplatz / Holiday Resort. Betrieben von Schweizern. Traumhafter Blick auf einen See, es hat viele Angler hier. Und man glaubt es kaum: die Besitzer haben auch wieder Huskies, aber nur privat, die werde ich also nicht anschauen.





Ich prüfe immer wieder meine Reifen, wie lange die noch halten. Der Hinterreifen zeigt langsam Aussehen wie typische Nordkap-Reifen: eckig abgefahren. Noch hat er aber genug Profil, er sollte die Tour noch halten. Am Hinterrad frage ich mich wo es in Lappland so viel Sand und Staub hat dass die Felge und auch grosse Teile vom Motorrad so verstaubt sind?




Plan für morgen: ich habe alle Ziele die ich im Kopf hatte erreicht. Jetzt geht es einfach nach Hause, es sind immerhin noch über 2.400 km in den nächsten 4 Tagen zu fahren. Davon ca. 600 km auf der E45 Richtung Karlstad, das als Grobziel.

Zusammenfassung des Tages

  • Gefahren: ca. 615 km
  • Reine Fahrtzeit: ca. 9,5 h
  • Wetter: morgens sehr frisch, sonst warmes Wetter, abends Nieselregen
  • Erlebnisse: Schwedisch-Lappland, alles um Rentiere, viel Wasser, kleine Outdoor-Einlage 

Bilder des Tages







Kommentare

  1. Was mir damals in Schweden aufgefallen ist - insbesondere im nicht so schönen Kiruna, und bei dir auf Bild 6 scheint es auch so zu sein: Die Häuser sind manchmal nur mit eckigem Wellblech verkleidet, um von weitem wie ein typisch schwedisches Holzhaus auszusehen, in Wahrheit ist's dann aber nur ein Betonkasten unter Wellblech....

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Bei den Sami, Schneeschuhwandern über Tromsø

Auf nach Norwegen zu den Schlittenhunden

Tag 13: Auf der E45 Lappland verlassen