Tag 11: Im Herzen von Sami Lappland

Im Juni ist in Sami Lappland aber nicht viel los...

Tagestour



Am Morgen ging es erstmals seit Beginn der Tour mit einem ordentlichen Frühstück los. Beim Frühstück in der Gemeinschaftsstube ist alles mit Liebe zum Detail aufgebaut und eingerichtet. Die Engholm Husky Farm ist wirklich wunderschön, ich habe wenige vergleichbare Orte kennengelernt.



In der Früh ist auf der Farm Hundearbeit angesagt: Füttern, frisches Wasser und sonstige Aufräumarbeiten. Leider ist Samstag bei den Alaskian Huskies "Diät-Tag" angesagt, deswegen gibts nur Wasser. Bei Fütterung geht es sonst ziemlich wild zu. Nichtsdestotrotz habe ich eine kleine Runde durch die Kennels gemacht, um mit den Hunden zu spielen.






Auch auf dieser Farm gab es 4 Welpen (engl. Puppies), die sind vor 2 Tagen auf die Welt gekommen. Sehen konnte man nur die Mama.

Nach Start bin ich zuerst in den Sami Park von Karasjok gefahren. Der Sami Kulturverein betreibt den Park und organisiert Führungen.
Interessant waren die verschiedenen Zelte (Kote, Lavvu) und Erklärungen einer jungen Sami. Die Samin war vielleicht 20 Jahre alt, spricht perfektes Englisch, machte unbeobachtet einen leicht genervten Eindruck. Was ich gut verstehen konnte: es standen 5 Busse vor dem Park, vorwiegend mit Deutschen und Amerikanern. Das war dann voller Tourismus, incl. der Shops in denen man "Sami Kultur" kaufen konnte.


Joiken

Die junge Samin hat auch ge-joiked. Die Samen haben einen besonderen Sing-Sprech-Gesang, den sie Joik nennen. Joiks beziehen sich immer auf eine Situation, oder eine bestimmte Person. Typischerweise singt die Grossmutter einen Joik für einen Enkel, der dann im Lauf der Jahre bis zur Heirat immer wieder verändert wird. Der Joik beschreibt die Sicht der Anderen auf diese Person, wie man deren Charakter sieht. Der Besungene singt seinen Joik nie selber, das wäre wie Selbstgespräche.

Wer sich das mal anhören möchte, findet z.B. bei Spotify einige Joiks.
Warnung: meine Frau bekommt die Grätze wenn ich solche Joiks abspiele.

Weiter mit der Tour

Nach Tanken bin ich dann nach Kautokeino weitergefahren. Das ist die zweite grosse Sami "Stadt" in Norwegisch Lappland. Auf dem Weg ist man im Lappland wie man es sich vorstellt: es geht am Fluss entlang, der laufend seine Struktur ändert (ruhig, reissend), es gibt viele Seen und viele Birken, Wälder wäre zu viel gesagt. Die Strasse ist praktisch gerade, viel Fahrzeuge sind da nicht unterwegs.




Auf dem Weg nach Kautokeino sieht man viele Gehöfte wo sich alles um Rentiere dreht: Areale zum Tiere sammeln/trennen, Schneescooter, Und das obligatorische Schild mit Warnung vor dem Elch, diesmal auf 40 km lang.



In Kautokeino angekommen, wollte ich dort auf Kultur machen. Das Museum hatte zu, die Kirche war abgeschlossen, soll wohl nicht sein. Ich bin dann zuerst zu einem typischen Sami-Messer Shop, wo es ganz verschiedene Messer gibt. Z.b. einen mit Feuerstein mit dem man mit dem Messer einfach Feuer machen kann.

Dann bin ich auf Tipp des Reiseführers in Juhls Silberschmiede. Geführt von einem Deutsch/Dänischem Ehepaar hat sich seit den 70-er Jahren ein Shop mit Design Gegenständen und Silberschmuck entwickelt. Ein interessantes Haus und Konzept, es lohnt sich vorbeizuschauen, auch wenn ich nichts gefunden habe. Ich habe mich mit dem Sohn unterhalten (in Motorradklamottten wird man gleich angesprochen), über die Sami Kultur (er kann Sami sprechen) und Schneescooter fahren vs. Motorrad fahren.



Sami Land

Ich habe mich im Vorfeld der Tour mehr mit der Sami Kultur beschäftigt, und hatte gehofft in Karasjok und Kautokeino mehr davon zu sehen als nur den Sami Park. Es scheint aber der Juni eine ungünstige Zeit zu sein. Die Sami teilen das Jahr anhand der Aufgaben mit den Rentieren in 8 Jahreszeiten ein, und Juni ist die Zeit zum Reparieren und Angeln. Hmm.

Typische Aktivitäten mit den Rentieren passieren eher im Frühjahr, in denen die Rentiere in andere Weidegebiete getrieben werden, oder im Herbst, in dem sie eingesammelt, getrennt und geschlachtet werden.
Witzigerweise habe ich vor ein paar Wochen gelesen, dass das Norwegische Fernsehen eine Dokumentation der Verlegung der Rentiere in ihre Sommerweidegebiete gedreht hat. Und zwar als Slow-TV, d.h. man konnte das 8 Tage lang am Stück live verfolgen. Die Videos mit Zusammenfassungen gibt es hier. Leider ist das alles auf Norwegisch und Samisch, ich verstehe kein Wort, es sind aber schöne Bilder wie die Rentiere zusammengetrieben werden.  

Ich habe mir für die Tour auch Sami Musik zusammengestellt, die ich die letzten Tage immer wieder gehört habe. Die passt auch zur Landschaft durch die ich fahre. Mari Boine ist eine bekannte Sängerin aus Karasjok, die den traditionellen Joik mit Jazz/Folk/Rock verbunden hat, und auf Samisch, Englisch, Norwegisch singt.

Sofia Jannok ist eine Schwedisch-stämmige Sami, die auch Joik mit Jazz/Pop verbindet. Sie hat einen interessanten TEDx Talk gehalten, wo sie zuerst einen Joik singt, und dann für die Rechte der Sami wirbt.

Ich habe ein Buch von einem schwedischen Autor gelesen, der die Zerissenheit zwischen der heutigen Zeit und der Tradition der Sami gut in einer Kriminalgeschichte erzählt, die in Kautekeino, Karasjok und Alta spielt: Lars Petterson, Einsam und kalt ist der Tod.

Meine Frau hat ein Buch über eine finnische Hebamme im 2. Weltkrieg gelesen: Katja Kettu, Wildauge. Ein ziemlich abgefahrendes Buch, ich habe den Film dazu gesehen, der war gut, nicht so extrem wie das Buch. Und ich erkenne die Landschaften wieder durch die ich hier den ganzen Tag fahre.

Das nur als Kultureinlage, falls das jemanden interessiert ;-)

Die Tour weiter

Da morgen Sonntag ist, habe ich eingekauft um im Notfall was zum Essen zu haben. Ich habe das erste mal Rentier-Salami und getrocknetes Rentier Fleisch gefunden und gleich gekauft. Und Erdbeeren, die aus Holland kommen, na ja.





Von Kautokeino bin ich dann Richtung Karasuando in Schweden weitergefahren. Der Reiseführer sagt zu der Strecke: "Diese Strecke gehört zu den einsamsten und eintönigsten in ganz Lappland".
Das kann ich bestätigen: da ist nichts mehr. Auf der ganzen Strecke von 130 km sind mir vielleicht 40-50 Fahrzeuge begegnet. Eine meistens gerade Strasse, 2 Abzweigungen, und das wars.

Die höchste Abwechslung war der Wechsel des Landes: plötzlich ist man in Finnland, anhand dem GPS Signal erkennt das das Motorrad, und plötzlich ist die Zeit im Motorrad-Info-Cockpit eine Stunde weiter. Das Navi aber nicht, was mich etwas verwirrt hat, bis mich jemand auf dem Campingplatz daran erinnert hat, dass Finnland ja eine Zeitzone weiter ist. D.h. ich wechsle heute nicht nur 2x das Land, sondern auch 2x die Zeitzone hin und her.





In Finnland gab es dann wieder mehr Rentiere AN der Strasse, manchmal AUF der Strasse. Also wieder Vorsicht angesagt. Auf der Strecke hat es einen Mini Market ziemlich in der Mitte der 93. Der Shop macht 3 km vorher pfiffiges Marketing: alle 100 m kommt ein kleines Schild wo man lesen kann was sie alles anbieten, Hamburger, Rentier-Kebab und mehr. Ich bin dann wie die meisten rausgefahren, um was zu Essen. Und diesmal musste es ein Rentier-Burger sein. Hat gut geschmeckt, wie Rind mit Wildgeschmack. Der Laden hat alles mögliche zu Rentieren verkauft: tiefgefrorene 5-10 kg Stücke, Rentier-Speck, Würste.

Rentier Lebendig

Rentier Tot

Der Weg geht dann weiter nach Enontekiö, wo man dann auf die E8 Richtung Karesuvanto fährt. Das ist der letzte Ort in Finnland, auf der anderen Seite vom Fluss ist man in Schweden in Karesuando. Dort habe ich mir auf dem Campingplatz von Karesuando eine kleine, sehr günstige Hütte genommen. Und vor der Hütte 2 Stunden in der prallen Sonne gesessen.

















Der Plan für morgen: Galliväre, Jokkmokk, Arvidsjaur, und dann die E45 noch weiter Richtung Süden.

Zusammenfassung des Tages

  • Gefahren: ca. 300 km
  • Reine Fahrtzeit: ca. 5,5 h
  • Wetter: morgens etwas frisch, danach herrlich warmes Wetter
  • Erlebnisse: nochmals Huskies, weite Landschaften, Rentiere lebend, Rentier-Burger 

Bilder des Tages


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